Die Französische Botschaft in Saarbrücken, die der französische Architekt und Städteplaner Georges-Henri Pingusson im Stil des Mouvement Moderne 19 Jahre nach seinem frühen und aufsehenerregenden Meisterwerk, dem Hotel Latitude 43 in Saint-Tropez, schuf, zählt zu seinen bedeutendsten Bauten. In dem Gebäude war von 1954 bis 1959 die Französische Botschaft und zuletzt das Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes untergebracht.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt das Saarland einen autonomen Status, der den französischen Einfluss durch eine Währungs-, Wirtschafts- und Verteidigungsunion mit Frankreich sicherte. Der französische Militärgouverneur an der Saar Gilbert Grandval (1904–1981), seit 1941 im Widerstand gegen die deutsche Besetzung Frankreichs, hatte in der Gruppe Ceux de la Résistance den Architekten Jean Prouvé, einen Verfechter moderner Architektur, kennengelernt. Dieser unterstützte Grandval 1945 bei der Berufung geeigneter Städteplaner und Architekten zum Wiederaufbau der stark zerbombten Städte Saarbrücken, Saarlouis sowie der zur Saar gehörenden Landkreise Ottweiler, St. Wendel, Homburg, St. Ingbert, Merzig und Saarburg. In das Team der Section Urbanisme et Reconstruction bei der Militärregierung der Saar unter Leitung von Marcel Roux und seinem Stellvertreter André Sive wurde auch Georges-Henri Pingusson berufen. Sie gehörten der von Robert Mallet-Stevens und René Herbst gegründeten Union des Artistes Modernes (UAM) an und waren Teilnehmer des Congrès International d’Architecture Moderne (CIAM). Dieses prägnanteste Gebäude aus jener Zeit entstand 1951 bis 1954 nach dem Entwurf von Pingusson unter Mitarbeit von Bernhard Schultheis und Hans Bert Baur. Inzwischen treten deutliche Anzeichen einer statischen Problematik auf sowie auch äußerlich sichtbare Schäden beim Stahlbeton. Die Nutzung des Gebäudes ist dadurch beeinträchtigt, so dass 2014 das dort ansässige Landesministerium in die ebenfalls denkmalgeschützte Alte Hauptpost umgezogen ist. Ob und wann die Behebung der Mängel erfolgen wird, ist angesichts der Finanzlage im Saarland noch unklar. Im Januar 2021 teilte das zuständige Ministerium für Inneres, Bauen und Sport mit, dass sich die Kosten für die Sanierung des Gebäudes auf 50 bis 55 Millionen Euro belaufen könnten.